Professionelle Green Screen- & Blue Screen-Sets von Gerriets

Tipps und Parameter für erfolgreiche Studioaufnahmen

Wir möchten an dieser Stelle einige grundlegende Fachbegriffe zum Thema Green Screen / Blue Screen (auch Greenbox / Bluebox genannt) erklären:

Als Oberbegriff für diese Postproduktionstechnik wird häufig der englische Terminus „Chroma Keying“ verwendet. Bekannt ist die Verwendung dieser Technik beispielsweise bei Wettervorhersagen, bedingt durch den häufigen und schnellen Wechsel unterschiedlicher Wetterkarten. Der erste Kinofilm, bei dem ein Blue Screen und die damit verbundene Technik zum Einsatz kamen, war „Der Dieb von Bagdad“ im Jahr 1940.

Green Screen- / Blue Screen-Technik

Die Green Screen- oder Blue Screen-Technik, häufig auch Green Box- oder Blue Box-Technik genannt, ist eine Technik der farbbasierten Bildfreistellung. Grundsätzlich funktioniert das Freistellen eines Bildes mit jeder möglichen Farbe des sichtbaren Farbspektrums in den Wellenlängen von ca. 380 – 780 nm. Bestimmte Grün- oder Blautöne kommen allerdings nur selten in der Natur vor und sind deshalb für diese Technik gut einzusetzen. Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, welche der beiden Farben (grün oder blau), dafür besser geeignet ist. Grün kommt seltener in der Kleidung vor als Blau und kommt zudem auch in der Hautfarbe eines Menschen fast nicht vor. Zusätzlich kann es bei blauen Augen zu Irritationen kommen. Ein weiteres Argument für Green Screen ist, dass moderne Kameras so konzipiert sind, dass jedes Pixelfeld einen blauen und einen roten, aber zwei grüne Pixelpunkte hat. Deshalb wird der grüne Farbbereich deutlich differenzierter aufgenommen und dargestellt.

Es könnten im Übrigen auch andere selten vorkommende Farbtöne wie mint oder pink benutzt werden, primär kommen jedoch Green Screen und Blue Screen zum Einsatz. Ein Bild kann auch durch unterschiedliche Helligkeitslevel freigestellt werden. Wird der Hintergrund sehr hell ausgeleuchtet, die davorstehende Person aber nicht, gelingt das Freistellen dieser Person auch auf diese Art.

Der Prozess des Freistellens wird als "Keying" bezeichnet, die daran anschließende Kombination der zum Beispiel freigestellten Person mit dem neuen virtuellen Hintergrundfilm als "Stanzen".


Tipps und Parameter für ein gelungenes Green Screen- / Blue Screen-Set:

  • Ausleuchtung
    Die Abstimmung zwischen Personen und Hintergrund ist die wichtigste Grundlage für einen optimalen Chroma‐Key. Zwar verkraften auch hier die Keyer gewisse Unterschiede im Helligkeitslevel, dennoch sind die Reflexionseigenschaften des Materials wichtig. Der Hintergrund und die Person bzw. das Objekt davor sollten möglichst einzeln ausgeleuchtet werden, damit keine Schatten auf den Hintergrund fallen.


  • Beleuchtungsanlage / Scheinwerfer
    Wünschenswert ist eine möglichst weiche Ausleuchtung, um starke Kontraste und markante Schatten zu vermeiden. Set und Hintergrund setzen evtl. getrennte Lampentypen voraus (z.B. asymmetrische Scheinwerfer).


  • Farbort
    Der Farbort beschreibt in der additiven Farbmischung in Werten von 0 bis 255 den jeweiligen Anteil der Farbwerte Rot, Grün und Blau (RGB) einer Farbe. Für den Green Screen wird standardmäßig ein Farbort von 0/177/64 (RGB) empfohlen, für den Blue Screen 8/39/245 (RGB). Keyer sind recht tolerant, so dass sie durchaus Abweichungen der empfohlenen Farborte verarbeiten können. Auch pink oder mint ist unter Umständen wie oben erwähnt stanzbar. Zur Verdeutlichung: Weiß hat im Farbort in der additiven Farbmischung die Werte (255/255/255). Bei der Hinterleuchtung von Studiosets mittels einer Projektionsfolie im Hintergrund, zum Beispiel der Rückprojektionsfolie TRANSMISSION mit LEDs, im Hintergrund können die Farbortwerte am Lichtmischpult entsprechend eingestellt werden.


  • Hohlkehle
    Eine Hohlkehle ist die konkave Ausrundung einer Kante. Im Green Screen- bzw. Blue Screen-Studio dient dieser Übergang zwischen dem Boden, zum Beispiel aus VARIO CLASSIC und der Rückwand, zum Beispiel aus SUPRA WOLLFILZ, dem weichen, kantenfreien Ausleuchten des Hintergrundes. Eine Hohlkehle kann aus unterschiedlichen Baumaterialien hergestellt werden, häufig aus gebogenen Sperrholzplatten, die ausgespachtelt und bemalt oder mit einem Textil beklebt werden. Bei temporären Lösungen kann das rückseitige Textil (zum Beispiel TELEVISION CS) auch behelfsweise auf dem Boden weitergeführt werden bzw. „auslaufen“.


  • Luminanz – Homogenität
    Faltenwurf, stark unterschiedliche Materialien bei Wand und Boden können Probleme darstellen. Hier bietet zum Beispiel der TELESTRETCH die Möglichkeit, wirklich vollkommen glatte Flächen herzustellen, oben und seitlich an einer Holzkonstruktion und am Boden mit der Gerriets‘ Bodenspannleiste befestigt. Alternativ kommt auch das Einspannen in einen Traversenrahmen in Frage, dann werden die Textilien dreiseitig oder rundum geöst. Auch zu starke und scharf gezeichnete Schatten führen zu Schwierigkeiten. Je homogener die Leuchtdichte im Set, desto besser das Key‐Verhalten.


  • Spill
    Spill sind das Bild störende Reflexionen oder eine Unschärfe, die im Bild erscheinen. Wenn ein starkes Licht im grünen Hintergrund Reflexionen auf die weiße Kleidung einer Person verursacht, ist eine saubere Bildbearbeitung später schwierig. Um diesem Effekt weitgehend vorzubeugen, können vor den Aufnahmen die Bereiche im Green Screen, die nicht benötigt werden, mit einem schwarzen Stoff abgedeckt werden. Spill taucht auch häufig im äußeren Haarbereich auf, da hier die Haare schon eine gewisse Transparenz zum Hintergrund aufweisen.


  • Raumgröße – Relationen
    Ein zu geringer Abstand der Personen zum Hintergrund ist nicht wünschenswert. Manchmal lässt die Produktionsfläche aber nichts Anderes zu. Es kann zu Schattenwurf und zum Spill‐Effekt auf den Personen oder Gegenständen kommen. In kleinen oder für unterschiedliche Mehrfachnutzung gedachten Räumen kann ein Schienensystem wie zum Beispiel das TRUMPF 95 Schienensystem von Gerriets eine hohe Flexibilität ermöglichen.


  • Reflexionsverhalten
    Matte und gering reflektierende Oberflächen sind zu bevorzugen. Sie verhindern, dass zu viel Licht auf das davorliegende Set reflektiert wird. Der Ausleuchtung muss hier aber besondere Beachtung geschenkt werden. BÜHNENMOLTON R 55, BÜHNENMOLTON CS oder SUPRA WOLLFILZ sind für viele Einsatzbereiche geeignet, erfordern aber oftmals eine vom Set getrennte Ausleuchtung. TELEVISION CS ist gut im Handling, kann gewaschen werden, ohne die Schwerentflammbarkeit einzubüßen. Das Nesselgewebe kann jedoch bei ungünstigen Lampenkonstellationen zu Reflexen neigen.



„Für eine gelungene Darstellung von stanzbaren Sets spielen viele Faktoren eine Rolle. Raumgröße, Ausleuchtung und das Motiv selbst beeinflussen das Ergebnis. Die Wahl des keyfähigen Materials ist dabei entscheidend. Die heute verfügbaren Keyer haben zwar gewisse Toleranzkorridore. Aber auch sie können schlecht eingerichtete Green Screens/Blue Screens nicht retten.“
Birger Bustorff (von 1997–2019 lichtsetzender 1. Kameramann beim SWR)



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